20250715 Athens
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Liebe Freundinnen und Freunde,

jedes Mal, wenn ich sage: „Ich fliege nach Athen“, bekomme ich dieselbe Reaktion.
Die Leute sagen: „Oh, wie schön!“
Und jedes Mal spüre ich, wie schwer es mir fällt, darauf zu antworten. Denn auch wenn Athen für viele nach Sonne und Schönheit klingt, die Realität, in die ich hier eintauche, ist weit entfernt von einem Idyll.

Ich bin am späten Dienstagabend angekommen. Heute ist Samstag.
Und wie so oft finde ich mich wieder inmitten von Menschen, die keine Kraft mehr haben.
Menschen, die nicht wissen, wohin mit ihren Gedanken, ihrer Angst, ihrer Hoffnungslosigkeit.
Menschen, die sich nach einem Leben sehnen, in dem sie einfach sein dürfen, gesehen, gehört und wertgeschätzt. Doch genau das sind sie nicht.

Viele von ihnen kämpfen.
Gegen Armut, gegen Ausgrenzung, gegen den Verlust jeder Perspektive.
An manchen Tagen geht es ein wenig besser, dann flackert noch ein Funken Energie auf.
An anderen ist da dieser schwere Blick. Als würde nichts sie mehr hier halten. Als hätte ein Teil von ihnen schon losgelassen.

An solchen Tagen versuche ich, einfach da zu sein.
Ich höre zu. Ich halte Raum. Ich stelle behutsame Fragen.
Und manchmal, wenn es gut läuft, öffnet sich ein kleines Fenster, gerade weit genug, um ein bisschen Licht hineinzulassen. Einen Weg hinaus aus der Dunkelheit und zurück ins Leben.

Manchmal hilft ein Spaziergang mit Chancel.
Oder ein Eis. Ein paar stille Minuten am Meer.
Und dann kommen diese kostbaren Augenblicke, wenn sie weint und sagt:
„Für einen Moment konnte ich meine Sorgen vergessen.“
Diese Momente sind selten. Aber sie leuchten, wie Sterne in der Nacht.

Und jedes Mal, wenn ich an Chemnitz denke, trifft mich der Kontrast umso stärker.
Dort treffen sich junge Menschen abends, fahren Rad, lachen, teilen ihr Leben. Wie wunderbar!
Hier in Athen – in Kypseli – geht es ums Überleben!

Viele leben in dunklen, feuchten Kellerräumen, teilen sich beengte Wohnungen mit anderen.
Es gibt kaum Arbeit. Und wenn doch, dann oft unter harten, ausbeuterischen Bedingungen, für drei Euro die Stunde.
Das reicht nicht für ein Zimmer, geschweige denn für ein Leben in Würde.

Kürzlich sprach ich mit einem jungen Mann, der sagte, Krieg würde ihm keine Angst mehr machen.
Es war kein dramatischer Satz. Es war leise. Ehrlich. Ausdruck tiefer Erschöpfung.

Ich teile das nicht, um Angst zu machen oder Mitleid zu wecken.
Ich teile es, weil es wichtig ist, nicht zu vergessen, was jenseits der Grenzen unserer gewohnten Welt liegt.

Und wenn ihr ein Foto seht, auf dem ich mit Daniela lache, dann wisset:
Dieses Lachen ist kein Widerspruch zum Schmerz.
Es ist eine Antwort darauf!
Ein Geschenk, das ich geben kann, in einer Welt, in der Freude selten ist.

Daniela ist eine junge Frau mit einem großen Herzen und einem großen Traum.
Sie möchte lernen, ihren Abschluss machen, studieren.
Nicht nur für sich, sondern besonders für ihre Mutter, die all ihre Liebe in die Fürsorge für ihre Kinder steckt.

Ihre Mutter zieht vier Kinder allein groß.
Jeden Tag gibt sie alles, mit Liebe, mit Zärtlichkeit, mit tiefer Hingabe.
Sie tröstet, beschützt und hört nicht auf . Selbst dann nicht, wenn sie längst am Ende ihrer Kräfte ist.
Man sieht es in ihren Augen. Aber ihre Liebe bleibt. Unerschütterlich!

Liebe Freundinnen und Freunde,
vielleicht habt auch ihr euch schon einmal überfordert gefühlt. Vielleicht habt ihr gedacht:
„Das ist nicht das Leben, das ich wollte.“
Und ja, Schmerz ist real. Er darf niemals verglichen oder abgewogen werden.

Aber manchmal hilft es, kurz innezuhalten.
Sich vorzustellen, wie es wäre, in den Schuhen eines anderen zu gehen.
Und vielleicht erkennt man in diesem Perspektivwechsel etwas Neues.

Nein, es ist vielleicht nicht das Leben, von dem man geträumt hat.
Aber vielleicht erkennt man: Ich habe Möglichkeiten. Ich habe Sicherheit. Ich habe Chancen.

Und manchmal ist allein diese Erkenntnis ein Schlüssel.
Ein Schlüssel zu ein wenig Frieden.
Ein wenig Dankbarkeit.
Ein wenig Hoffnung.

Von Herzen,
Marion

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