Ich heiße Amal. Ich bin zehn Jahre alt.
Früher war mein Leben wie ein Teppich, den Mama morgens ausrollte.
Darauf lag der Tag, mit dem Geruch von Fladenbrot, dem Lächeln meines Bruders und den Geschichten, die der Wind uns brachte.
Jetzt ist dieser Teppich verbrannt. Der Tag stolpert. Der Wind bringt keine Geschichten mehr, nur Staub.
Mein Bauch ist ein hohler Tonkrug. Er ruft. Aber niemand füllt ihn.
Mein Herz ist ein kleiner Vogel, er schlägt noch, aber er fliegt nicht mehr.
Er kauert, ganz leise, unter meinem Brustbein.
Manchmal, wenn die Nacht kommt, rede ich mit dem Mond.
Ich frage ihn, ob er auch über dein Haus scheint.
Ob er sieht, dass ich hier bin, mit meinen bloßen Füßen, meinem Hunger, meinem Wunsch, wieder Kind zu sein.
Wenn die Flugzeuge kommen, verstecken wir uns wie Katzen unter Tüchern.
Mama hält meine Hand so fest, dass sie zittert.
Sie sagt nichts, aber ich höre ihre Gedanken.
Sie sind laut wie das Krachen draußen.
Ich vermisse das Lied, das Mama beim Kochen gesungen hat.
Ich vermisse das Brot, das nach Zuhause roch.
Ich vermisse mein Kleid, das ich nur an Freitagen trug, das mit den Blumen, die jetzt nie mehr blühen.
Und ich frage mich:
Weißt du, dass es mich gibt?
Ich weiß nicht, wie man die Welt bewegt.
Ich bin doch nur ein Kind.
Aber ich weiß, wie Schmerz schmeckt.
Ich weiß, wie Hunger klingt.
Ich weiß, wie Hoffnung aussieht. Sie sieht aus wie ein Mensch, der nicht wegschaut.
Vielleicht bist du dieser Mensch.
Vielleicht kannst du ein wenig von deinem Licht schicken.
Vielleicht kannst du ein bisschen deiner Wärme hergeben.
Nicht alles, nur so viel, wie man in eine kleine Kinderhand legen kann.
Wenn du satt bist, denk an mich.
Wenn du sicher bist, denk an mich.
Ich heiße Amal.
Das bedeutet Hoffnung, sagt Mama.
Manchmal glaube ich ihr noch.

